Ist es nicht süß? Bei Meerschweinchenbabys schmelzen auch unsere Pflegestellen regelmäßig dahin. Leider haben viele von uns aber auch schon Totgeburten oder andere Tragödien erlebt und daher möchten wir euch heute zum Thema Vermehrung aufklären.
Bei einer artgerechten Vermehrung unter nicht verwandten Tieren, in der die Mutter gut betreut und regelmäßig durchgecheckt wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Babys gesund und sicher zur Welt kommen. Bei unseren Notfällen wissen wir aber häufig gar nicht, in welchen Verhältnissen die Schweinchen gelebt und mit wem sie sich vermehrt haben. Leider gibt es Mütter, die bei der Geburt sterben. Leider gibt es Babys, die tot geboren werden. Leider gibt es Nachwuchs, der nur wenige Tage leben darf.
Hier die Gefahren einer Meerschweinchen-Schwangerschaft im Überblick:
Trächtigkeitstoxikose
Das ist eine Vergiftung während der Schwangerschaft, die zum Beispiel durch tote Babys im Bauch entstehen kann. Wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird – und das ist sehr schwierig – stirbt die Mutter daran.
Inzest
Wenn Weibchen sich mit ihrem Vater, Onkel oder Bruder verpaaren, kann das bei den Babys Kleinwüchsigkeit und andere Behinderungen hervorrufen. Tiere sollten daher niemals ohne Abstimmungsnachweis bzw. Stammbaum vermehrt werden, weil man ansonsten nicht weiß, was alles in den Genen steckt.
Die Geburt
Eine Geburt ist besonders für die Mutter sehr anstrengend und es kann dabei vieles schiefgehen: Die Mutter kann an Komplikationen sterben oder es können Babys tot geboren werden. Ein totes Meerschweinchenbaby im Gehege zu finden, ist ein schlimmes Erlebnis. Bei älteren Weibchen kann es sogar sein, dass das Becken verknöchert ist, sodass die Babys nicht auf natürlichem Weg geboren werden können. Bemerkt man das nicht rechtzeitig, weil man beispielsweise gar nicht zuhause ist, hat das für alle Tiere tödliche Folgen.
Die Nachsorge
In den ersten vier Wochen müssen die Babys unbedingt bei der Mutter bleiben. Sie beginnen zwar schnell damit, feste Nahrung zu essen, aber die Wärme, Milch und Erziehung der Mutter sind nicht ersetzbar. Danach stellt sich die Frage, ob alle Schweinchen in der Gruppe bleiben können. Denn schließlich wachsen sie schnell und brauchen sehr viel Platz zum Rennen und Toben. Außerdem kann es sein, dass viele Böckchen geboren werden, die nicht alle in der Gruppe bleiben können. Die müssen natürlich auch noch kastriert werden, wenn sie mit 250 g schwer genug sind.
Wir alle finden Meerschweinchenbabys zuckersüß, aber mal ehrlich: Gibt es nicht ohnehin schon so viele süße Schweinchen auf der Welt? Viele ältere Tiere leben wochen- oder monatelang in unseren Pflegestellen und warten auf ein tolles Zuhause. Wenn ihr also darüber nachdenkt, ob es wirklich Sinn macht, eure Meerschweinchen zu vermehren, schaut lieber bei unseren Buben und Mädels vorbei. Sicher findet ihr dort ein liebenswertes Schweinchen, das in eure Gruppe passt. Und niedlich sind sie doch alle!
Hier noch ein trauriger Beitrag, den wir 2014 schon mal geteilt haben:
„Hallo Leute, mein Name ist Apfelmus – ich bin eine 1-jährige Schweine-Dame – und wollte euch heute mal meine Geschichte erzählen… Vor ein paar Wochen strandete ich in der Meerschweinchenhilfe Poll, weil meine vorherigen Besitzer mich nicht mehr wollten. Warum, wieso, weshalb? Ich versteh es selbst nicht! Aber das war vielleicht auch das Beste, was mir je passieren konnte. Ich zog in die Pflegestelle Frechen und wurde dort erstmal ein paar Wochen unter Beobachtung gestellt. Meine Freundin kam schon hochschwanger mit mir dort an. Ihre Babys haben es leider nicht geschafft. Nach ein paar Wochen wurde auch mein Bauch immer runder und runder. Es war eindeutig: Ich war mal wieder trächtig. Durch die Schwangerschaft habe ich dann auch noch einen fiesen Milbenbefall bekommen. Sowas passiert wohl, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Am 30.04.2014 war es dann soweit. Die Geburt war ganz schön anstrengend. Wenn ich ehrlich bin: Sie war ZU anstrengend für mich. Die ersten vier Winzlinge habe ich ohne Probleme allein auf die Welt gebracht. Aber dann verließen mich meine Kräfte… Ich war nicht mehr in der Lage, meine letzten beiden Babys zu bekommen. Somit hatten sie leider keine Chance zu überleben, da sie nach wenigen Sekunden aus der Fruchtblase befreit werden müssen. Bei der Geburt habe ich mir zudem noch eine Verletzung am Geburtsgang zugezogen und deswegen sehr viel Blut verloren. Zum Glück kam meine Pflegemama genau zu der Zeit nach Hause und ist sofort mit mir und meinen Babys zum Tierarzt gefahren. Dort musste ich mit meinen Kleinen zur Beobachtung bleiben. Nach ein paar Stunden waren wir außer Lebensgefahr und durften wieder mit nach Hause. Leider war ich noch immer so fertig und erschöpft von der Geburt, dass ich nicht im Stande war, mich um meine Babys zu kümmern. In der Natur wäre das ihr Tod gewesen, aber meine Pflegemama hat mich dabei prima unterstützt und ist die ersten 36 Stunden eingesprungen: Sie hat alle zwei Stunden – Tag und Nacht – meine Babys mit Aufzuchtmilch gefüttert. Nach 36 Stunden war ich wieder fit genug zu übernehmen: Ich bin schließlich Mama und meine Babys brauchen mich! Ich gebe mir die größte Mühe und meine Kleinen wachsen und nehmen Stück für Stück an Gewicht zu. Zum Glück gab es in meinem Fall noch ein Happy End – aber es hätte auch anders ausgehen können! Ich hätte bei oder nach der Geburt sterben können und dann wären meine Babys alleine gewesen, ohne eine richtige Mama! Ich hoffe, meine Geschichte zeigt euch, dass man Meerschweinchen nicht einfach zum Spaß vermehren sollte – auch nur einmal Babys „machen“ hat viele Risiken.“
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